Kirchengemeinde Sehestedt

Unser Kirche St. Peter und Paul

Direkt am Nord-Ostsee-Kanal gelegen, ist dieses Gotteshaus ein besonderer Ort der Ruhe, Kraft und Besinnung. Wer diese Kirche betritt, spürt sofort die anheimelnde und wärmende Atmosphäre des Raumes.

Die Gründungszeit dieser Kirche ist unbekannt. Im Jahre 1319 wird sie – wie viele andere Kirchen – zum ersten mal urkundlich erwähnt. Die ursprüngliche Kirche, den Aposteln Petrus und Paulus geweiht, war ein schlichter Feldsteinbau im romanischen Stil. Aufgrund der Bauart aus unregelmäßig aufgeschichteten, aber in der Fluchtlinie glatt gehauenen Feldsteinen geht man davon aus, dass die Kirche aus dem frühen 13. Jahrhundert stammt, denn seinerzeit baute man häufig so. Sie ist somit älter als die Kirche in Bovenau, die um 1240 gebaut wurde, und mit einem geschätzten Baujahr 1219 eine der ältesten Kirchen in unserem Kirchenkreis.

Im Jahre 1815 musste die Kirche renoviert werden, denn nach dem Gefecht bei Sehestedt am 10. Dezember 1813 waren schwedische Soldaten in die Kirche eingedrungen, hatten alles Gestühl weggebrochen und es wegen der Winterkälte verfeuert. So musste also ein neues Gestühl hergestellt werden. Auch ein neue Altardecke wurde beschafft.

1829 wurde die Kirche um 9 Meter nach Osten hin erweitert. Dabei wurden auch die Emporen eingebaut und mit Gestühl versehen, Altar und Kanzel neu aufgebaut, und die Empore am Westgiebel erhielt eine Orgel. Der ganze Umbau hat etwa 2000 Reichstaler gekostet. Die Kirche ist nun 26,25 Meter lang und 8,75 Meter breit.

Der saalartige Innenraum ist mit einer flachen Holzbalkendecke versehen. Da diese Balken im Laufe der Zeit morsch geworden waren, musste die gesamte Decke 1953/54 erneuert werden. Dabei stellte sich heraus, dass Balken von 20 cm Stärke nicht mehr aus Stämmen zugeschnitten wurden. Deshalb wurden Hohlbalken mit gitterartigen Verstrebungen im Inneren, ähnlich wie bei Flugzeugtragflächenholmen, hergestellt. Sie zeichnen sich durch hohe Festigkeit aus, sparen Gewicht und sind äußerlich nicht von massiven Balken zu unterscheiden. Sakristei, Kanzel, Nord- und Orgelempore gaben dem Kirchenraum seit dem Umbau 1829 ein klassizistisches Gepräge.

Bei der Renovierung wurde auch der alte Ziegelfußboden entfernt und durch einen Belag aus Hirnholz ersetzt. Bei diesen Arbeiten brach der Fußbodenuntergrund vor dem Altar ein, und in 2,5 m Tiefe wurden in einer ausgemauerten Gruft drei Särge sichtbar, darunter ein Kindersarg. Da der Kindersarg durch die Sauerstoffzufuhr sofort anfing zu verfallen, wurde die Gruft sofort wieder verschlossen. Aufgrund der metallenen Monogramme muss es sich um Familie v. Rumohr gehandelt haben, die von 1793 bis 1813 auf Sehestedt war.

An der Nordwand zieht sich die von acht hölzernen Säulen getragene Empore hin, deren Nischen mit Gestühl einst den Gutsherren mit ihren Familien vorbehalten waren. Darunter befindet sich die Sakristei.

Der an den westlichen Giebel angelehnte hölzerne Kirchturm ist 18 Meter hoch. Außen sind seine Wände bretterverschalt und haben einen Feldsteinsockel. Das achtteilige, spitze Dach besteht aus Eichenschindeln. Auf dem Dach findet sich, weithin sichtbar, der Wetterhahn.

Im Turm hängen zwei Glocken. Ihr Geläut lässt eine kleine Terz (c2 und a1) hören. Die ältere Glocke stammt aus dem Jahre 1600 und trägt folgende Inschrift:

+ KLINGE + WOL + BIN + ICK + GEHETEN/
EMBKE + VAM + DAMME + OTTEN + SON + HEFT + MI +
LATEN + GETEN + GOT + DEM + ALLMECHTIGEN + THO +
LOB + UND + EHREN + DAR + DORCH + SEIN + GOTLICH/
WORDT + THO + VOR + MEREN + ANNO DOMINI
M + D + C + +


Die jüngere aus dem Jahre 1736 kommt aus einem Glockensammellager in Hamburg und wurde 1947 aufgehängt. Sie stammt anscheinend aus Lüneburg und trägt folgende Aufschrift:

SOLI DEO GLORIA. UNTER DER LOBL. REGIERUNG GEORG II. KÖNIG VON GROSSBRIT. U. IRLAND UND DURCH CHURFÜRST U.Z.ZT. DES H.AMBTM.ANTHON HEINRICH BIEHL UND DER IURATEN EGGERT NIEMANN U. HANS BAAREN VON M. LORENTZ GEGOSSEN MDCCXXXVI

Die ursprünglich jüngere Glocke aus dem Jahre 1651 wurde im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen.

Die im Osten quer durch das Kirchenschiff gezogene hölzerne Altarwand fasst in der Mitte das Gemälde „Christus als Heiland“, von Louise Seidler (1786-1866), Portrait- und Historienmalerin zu Jena. Beschrieben wird das Bild so:
Christus der Erbarmer in Wolken auf dem Regenbogen stehend, von einer Glorie und Engelköpfchen umgeben, breitet die Arme aus zum Empfang der Mühseligen und Beladenen.

Seitlich des Altars befinden sich zwei rundbogige Öffnungen. In der Ecke nach Süden führt der Zugang zur achteckigen Kanzel. Sie steht auf einem sehr hohen polygonen Stiel und trägt die Umschrift: „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.“

An der Südwand der Kirche hängt ein auf Holz gemaltes Kreuzigungsbild von 1760, Stiftung des Herrn von Gyldenfeldt auf Hohenlieth und stammend aus der dortigen ehemaligen Gutskapelle.


Am Westgiebel stand einst auf einer Empore die Orgel. Zu beiden Seiten befanden sich Balkone mit Wappenschildern und Initialen der Stifter der ersten uns bekannten Orgel aus dem Jahre 1761, Graf Gustav Friedrich von Ysenburg auf Sehestedt und Kammerherr Johann Christoph von Brömbsen auf Hohenlieth. Vermutlich hat diese Orgel die Kriegswirren von 1813/14 nicht überstanden. Um 1838/40 herum wird eine neue Orgel erwähnt, gestiftet von den Gutsherren Rudolf von Ahlefeldt auf Sehestedt und Heinrich Schleth, erbaut von Ohrt in Gramm bei Hadersleben. Nachdem im Ersten Weltkrieg einige Register abgegeben werden mussten, verfiel die Orgel allmählich und wurde 1961/62 durch eine neue von der Orgelbauanstalt Kemper und Sohn aus Lübeck ersetzt, die jetzt ebenerdig steht und bis zur Decke reicht. Sie besitzt zwei Manuale und hat insgesamt 18 Register - 6 je Werk -, die im neobarocken Stil ausgelegt sind.

An der Nordwand wurde zum Erntedankfest 1999 die Figur Sämann aufgestellt. Sie ist eine Bronzearbeit des Bildhauers Ferdinand Thomsen. Gestiftet wurde die Figur von der Familie Ahlmann, Gut Sehestedt.


Die Kronleuchter sind aus Gelbguss. Der westliche ist der ältere und Vorbild für den anderen, den Kirchenpatron Franz Trummer im Jahre 1914 genau nachbauen ließ und der Kirche schenkte. Bemerkenswert ist die Bekrönung: ein Pelikan, der auf dem Kopf des sitzenden Zeus mit Zepter und Blitzstrahl hockt. Der Pelikan ist in symbolischen Zusammenhängen ein Urbild der menschlichen Aufopferung, bis hin zum Selbstopfer. So liegt es nahe, dass es im 13. Jahrhundert, dann wieder besonders vom 17.-19. Jahrhundert als Symbol des Todes Christi aufgenommen wurde. Auf der großen Kugel des westlichen Leuchters steht in Kursivschrift:
„Diese Crone hat Jürgen Friedrich Stammer der Sehestedter Kirche geschenkt, ist gestorben A. 1757 den 27. Märtz.“


Im Dorfmuseum, welches im Pastorat untergebracht ist, finden Sie ein Modell dieser Kirche, das seinerzeit vom Dorflehrer Kaun mit seinen Schülern angefertigt wurde. Durch Abnahme des Daches gewährt es einen Einblick in die Gestaltung des Kirchraumes um 1960 herum.